Gut zu wissen:
Reizbar zu sein bedeutet in erster Linie verstärkt auf eine empfundene Störung zu reagieren. Dies schlägt sich häufig in einer gesteigerten Erregbarkeit und Aggressivität nieder. Häufig geht Gereiztheit mit Stimmungsschwankungen und depressiven Phasen einher.
Wie hängen Reizbarkeit und innere Unruhe zusammen?
Bislang standen Sie vielen Dingen gelassen gegenüber, doch auf einmal bringt Sie schon eine falsche Frage oder das Babygeschrei von nebenan auf die Palme? Sie fühlen sich unter Strom und angespannt? Schnelle Reizbarkeit kann ein Symptom von innerer Unruhe sein. Wer sich ständig angespannt und unter Druck gesetzt fühlt, ist nicht mehr in der Lage, richtig abzuschalten – auch in eigentlich entspannenden Situationen.
Neben einer höheren Reizbarkeit kommen meist noch andere Beschwerden wie Verdauungsstörungen, starker Schweißausbruch oder Konzentrationsschwierigkeiten hinzu. Nicht selten leiden Betroffene zudem unter andauernder Nervosität – für viele eine echte Belastung. Bleibt dieser Zustand dauerhaft bestehen, können als Folgeerscheinung Schlafstörungen oder Kopfschmerzen auftreten.
Weitere Gründe: Erkrankungen und andere Einflüsse
Gereiztheit beziehungsweise erhöhte Reizbarkeit lässt sich in manchen Fällen auch auf Krankheiten oder andere gesundheitliche Einflüsse zurückführen.
Die Krankheit zeichnet sich sowohl durch emotionale als auch durch körperliche Erschöpfung aus. Patienten fühlen sich ausgebrannt. Sie erholen sich nicht mehr vollständig von den Belastungen des Alltags – egal ob privat oder beruflich – und fühlen sich daher chronisch überfordert.
Im Kern ist Burnout ein psychisches Phänomen, das auch mit Gereiztheit einhergehen kann. Manche Patienten haben außerdem das Gefühl beziehungsweise die Angst zu versagen. Gerade zu Beginn der Erkrankung sind Betroffene zudem oft gestresst und dadurch aggressiver. Neben den seelischen Beschwerden sind körperliche Symptome wie Magen-Darm-Probleme, Kopfschmerzen oder Konzentrationsschwierigkeiten möglich
Bei der Depression handelt es sich um eine psychische Erkrankung, die sich aus dem Zusammenspiel unterschiedlichster Faktoren entwickeln kann. Darunter fallen zum Beispiel eine genetische Veranlagung, traumatische Erlebnisse oder Überforderung.
Mögliche Anzeichen für eine Depression sind Freudlosigkeit, Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit, aber auch körperliche Beschwerden wie Schlaflosigkeit oder Appetitstörungen. Vor allem bei Männern können zudem Reizbarkeit, Aggressivität und Wutausbrüche Anzeichen für eine Depression sein. Oftmals in Kombination mit körperlichen Symptomen wie Kurzatmigkeit oder Schwindelgefühlen.
Bei einigen schweren mentalen Störungen zeigt sich eine erhöhte Reizbarkeit als Symptom. Diese äußert sich häufig in Form von Aggressionen – gegen die eigene Person und andere Menschen. Zu den Erkrankungen, die mit Gereiztheit einhergehen können, zählen beispielsweise die paranoide Schizophrenie oder eine bipolare Störung. Bei ersterer Erkrankung nehmen Betroffene ihre Umwelt verzerrt wahr und reagieren mitunter aggressiv. Im Fall einer bipolaren Störung wechseln sich manische Phasen, die sich durch Euphorie, Reizbarkeit und Misstrauen äußern können, mit Depression ab.
Schlafstörungen können sich in Form von Einschlaf- und/oder Durchschlaf-problemen äußern. Auslöser sind beispielsweise anhaltender Stress, schlechte Schlafhygiene (wie zu viel Lärm) oder Alkoholmissbrauch.
Infolge der Schlafstörung kommt es zu dauerhaft fehlendem Schlaf, der wiederum Müdigkeit und Abgeschlagenheit nach sich zieht. Außerdem gerät der Tag-Nacht-Rhythmus aus dem Gleichgewicht. Der Körper reagiert darauf unter anderem mit reduzierter Leistungsfähigkeit und erhöhter Reizbarkeit.
Der Botenstoff Serotonin wird auch als Glücks- oder Wohlfühlhormon bezeichnet. Liegt ein Defizit vor, äußert sich dieses beispielsweise durch eine depressive und ständig gereizte Stimmung. Als Ursachen kommen unterschiedliche Faktoren infrage, zum Beispiel sind hier langanhaltender Stress, ein Mangel an Vitamin B6 (erleichtert die Umwandlung von Aminosäuren in Serotonin) oder Verdauungsprobleme zu nennen, die die Produktion des Botenstoffs beeinträchtigen. Darüber hinaus kann ein Serotoninmangel auch als Nebenwirkung von Medikamenten auftreten.
Hormonelle Veränderungen können ebenfalls zu Gereiztheit führen. Ein allgemeines Beispiel hierfür ist die Pubertät. Es kommt zu einer erhöhten Produktion von Geschlechtshormonen, wodurch die sexuelle Reifung von Mädchen und Jungen ausgelöst und gefördert wird. In dieser Phase reagieren die Jugendlichen oftmals trotzig und leicht gereizt.
Auswirkungen von Hormonschwankungen treten aber auch im späteren Lebensalter immer wieder auf. So beispielsweise bei Frauen mit prämenstruellem Syndrom (PMS). In der Zeit vor der Periode ändert sich der Hormonspiegel: Östrogen und Progesteron geraten ins Ungleichgewicht, worauf viele Frauen mit Abgeschlagenheit oder Gereiztheit reagieren.
Auch in den weiblichen Wechseljahren (Klimakterium) sind emotionale Reaktionen bekannt: Mit abnehmender Fruchtbarkeit sinkt der Östrogenspiegel. Bis diese Phase abgeschlossen ist, treten neben Stimmungsschwankungen auch Hitzewallungen und Schweißausbrüche auf. Wie lange die Beschwerden andauern, ist von Frau zu Frau verschieden. Übrigens: Auch Männer können in die Wechseljahre kommen. Durch den sinkenden Testosteronspiegel treten unterschiedliche Symptome auf, beispielsweise Reizbarkeit, Gefühlsschwankungen, aber auch Erektionsstörungen oder Gelenkschmerzen sind möglich.
Schilddrüsenhormone regulieren unter anderem den Eiweiß-, Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel des Menschen. Somit nehmen sie Einfluss auf zahlreiche Körperfunktionen, beispielsweise den Energiestoffwechsel, die Darmtätigkeit oder die Gehirnaktivität.
Sind jedoch zu viele Hormone vorhanden, kann dies den Stoffwechsel durcheinanderbringen. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion hat dies unter anderem folgende Beschwerden zur Folge:
- Gereiztheit
- nervöse Unruhe
- Schlaflosigkeit
- Müdigkeit
- depressive Verstimmung
- Herzklopfen und -rasen
- Gewichtsverlust
Darüber hinaus empfinden Patienten mit einer Schilddrüsenüberfunktion Wärme häufig als unangenehm und leiden an vermehrtem Schweißausbruch.
Was kann bei ständiger Gereiztheit helfen?
Häufig fällt es einem selbst auf, dass man schneller aus der Haut fährt als sonst. Vielleicht hat auch das Umfeld schon den ein oder anderen Hinweis auf die psychischen Veränderungen gegeben oder die Gereiztheit für angespannte Momente in Familie oder Arbeit gesorgt. Sie fragen sich, was Sie dagegen tun können? Zunächst gilt es, die Ursachen der ständig gereizten Stimmung zu erkennen, denn daran orientiert sich die Behandlung.
Wann zum Arzt?
Sollten Sie in letzter Zeit ein gereiztes Verhalten oder andere psychische Veränderungen bemerkt haben und dafür keine Erklärung finden, ist es sinnvoll, einen Arzt aufzusuchen. Er kann die Ursache der andauernden Reizbarkeit herausfinden und Ihnen dabei helfen, diese zu überwinden.
Tritt die Beschwerde als Symptom einer Krankheit auf, zielt die Therapie in erster Linie auf die Grunderkrankung ab. Liegt der Auslöser beispielsweise in einer Schilddrüsenüberfunktion, kann der Arzt Ihnen entsprechende Medikamente verschreiben, um den Hormonhaushalt wieder auszugleichen. Dagegen können bei einem seelischen Auslöser wie einer Depression Gespräche mit einem Psychologen oder einem Verhaltenstherapeuten helfen, aber auch die Gabe von Antidepressiva (stimmungsaufhellende Arzneimittel) ist mitunter sinnvoll.
Wer lediglich eine schwächer ausgeprägte Form der Reizbarkeit aufweist, kann auf pflanzliche Mittel zurückgreifen. Um Ruhe und Entspannung zu erlangen, eignet sich beispielsweise Baldrian. In Form von Tee oder Tabletten trägt er nicht nur zu einer Linderung von Unr uhezuständen bei, sondern kann auch den Schlaf fördern und Ängste lösen. Vorbeugend ist es so möglich, Überreaktionen aufgrund der ständig gereizten Stimmung zu vermeiden.
Tipps und Übungen gegen Reizbarkeit
Neben der Beseitigung des ursächlichen Auslösers können Sie der Reizbarkeit zudem gezielt mit Übungen entgegenwirken und zurück zur inneren Ruhe finden.
Eine Möglichkeit stellt autogenes Training dar. Die Entspannungsmethode beschäftigt sich mit dem vegetativen Nervensystem, das unter anderem Puls, Durchblutung und Atmung reguliert. Autogenes Training stellt eine Art Selbstbeeinflussung dar, bei der man durch gedankliche Konzentration innere Ruhe finden und so auch Gereiztheit reduzieren kann. Der Körper befindet sich währenddessen in einer vollkommen entspannten Position (sitzend oder liegend) und es werden im Geiste ständig spezielle Redewendungen wiederholt, um vollständige innere Ruhe zu erreichen.
Des Weiteren können Sie Yoga-Übungen ausprobieren, um Körper und Geist wieder in Balance zu bringen. Yin Yoga und restoratives Yoga sind sogar Stile, die sich ausschließlich der Entspannung widmen. Erreicht wird dies durch das Zusammenspiel aus anstrengenden Haltungen, entspannenden Posen und Atemübungen. Wer Lust hat, Yoga zu testen: In vielen Städten werden Kurse angeboten, bei denen ein erfahrener Yogi Ihnen die Übungen beibringt.
Auftanken: „Schamanische Übungen“ pushen das Energielevel
Schamanische Übungen sind gut in den Alltag zu integrieren und haben das Ziel, beim Betroffenen die Lebensfreude zu aktivieren, neue Energie zu entwickeln und Entspannung zu erreichen. Die vielseitigen Übungen (zum Beispiel spezielle Atemübungen) unterstützen Sie, achtsamer mit sich und dem eigenen Leben umzugehen.
Während die einen lieber Ruhe und Entspannungsmomente suchen, wirken sich bei anderen sportliche Aktivitäten positiv aus. Regelmäßige Bewegung sorgt für Ausgleich und verbessert die Stimmung. Gezielte Bewegung in Kombination mit Entspannungstechniken ist daher eine gute Mischung, um der lästigen Reizbarkeit den Kampf anzusagen.