Häufig gestellte Fragen zum Restless Legs Syndrom
Das Restless Legs Syndrom ist eine häufige neurologische Erkrankung. Hier kommt es zu Missempfindungen und einem unwillkürlichen Bewegungsdrang in den Beinen (seltener in den Armen). Die Symptome treten typischerweise in Ruhe, vorwiegend nachts auf. In der Folge leidet die Schlafqualität der Betroffenen.
Typische Anzeichen sind ein Kribbeln, Ameisenlaufen oder Brennen, bis hin zu Schmerzen in den Beinen. Um Linderung zu schaffen, verspüren RLS-Patienten den starken Drang, ihre Gliedmaßen zu bewegen.
Hinsichtlich der Ursachen unterscheiden Mediziner zwischen dem primären und sekundären RLS. Bei ersterem wird ein erblicher Einfluss vermutet, bei dem es zu einer Stoffwechselstörung im Gehirn durch Dopaminmangel kommt. Die zweite Variante tritt als Folge von Erkrankungen, Mangelerscheinungen oder Medikamenten auf.
Bei der primären Form gibt es derzeit noch keine Therapie, die an der Ursache ansetzt. Jedoch gibt es einige Maßnahmen (Bewegungstherapie, Medikamente), die Linderung und eine verbesserte Lebensqualität verschaffen. Handelt es sich um die sekundäre Variante, behandelt der Arzt ursächlich. Ist die Krankheit beispielsweise aufgrund von Eisenmangel aufgetreten, so wird der Arzt eine Nahrungsumstellung oder ein Eisenpräparat verordnen.
Definition: Was ist das Restless Legs Syndrom?
Das Restless Legs Syndrom ist eine häufige und behandelbare Erkrankung des Nervensystems. Etwa 5 bis 10 Prozent der Bevölkerung sind davon betroffen.1 Jeder kann erkranken, unabhängig vom Alter. Die Bezeichnung Restless Legs Syndrom (RLS) wird seit 1945 verwendet.2 Übersetzt heißt es so viel, wie „Syndrom der unruhigen Beine“..Frauen erkranken doppelt so oft wie Männer. Hier handelt es sich zwar um keine lebensbedrohliche Erkrankung, doch der Leidensdruck von RLS-Patienten kann hoch sein. Die Beschwerden führen zu einer Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus.
Formen des Restless Legs Syndrom
- Primär
Aktuelle Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die Erkrankung in Folge einer Gehirnstoffwechselstörung auftritt. Darüber hinaus scheint die primäre Form eine genetische (erbliche) Ursache zu haben.
- Sekundär
Bei der sekundären Form des Restless Legs Syndroms treten die Beschwerden in Folge einer anderen Erkrankung, Mangelerscheinung oder Medikamentenbehandlung auf.
Ursachen für das Restless Legs Syndrom
Die Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt. Nach derzeitigem Wissenstand gibt es aber Hinweise auf folgende Faktoren:3
- Ein Dopaminmangel führt zu einem gestörten Dopaminstoffwechsel im Gehirn, welcher das Restless Legs Syndrom verursacht. Dopamin ist auch als Glückshormon bekannt. Der Botenstoff ist an der Reizweiterleitung unseres zentralen Nervensystems beteiligt.
- Ein Eisenmangel führt zu einem gestörten Eisenstoffwechsel im Gehirn. Da Eisen an der Herstellung von Dopamin beteiligt ist, verursacht ein Mangel gleichzeitig einen Dopaminmangel.
- Genetische Faktoren können ebenfalls einen Einfluss haben. Bei manchen Betroffenen gab es bereits Fälle in der eigenen Familie, sodass eine Vererbung wahrscheinlich ist.
- Das RLS kann als Folge oder Nebenwirkung einer Medikamenteneinnahme zur Behandlung anderer Erkrankungen (beispielsweise Antidepressiva bei Depression, Neuroleptika bei Epilepsie oder Antihistaminika bei Allergien) auftreten. Aber auch vorhandene RLS-Symptome können sich durch Medikamente verstärken. 4
Bei vielen RLS-Patienten wird neben dem Restless Legs Syndrom eine Angststörung oder Depression festgestellt. Ob sich ein RLS und psychische Erkrankungen gegenseitig verstärken, ist jedoch derzeit noch nicht abschließend geklärt.3
Symptome des Restless Legs Syndrom
Die Krankheitszeichen treten typischerweise in Ruhe auf, also nach längerem Sitzen oder Liegen. Zu den Beschwerden in den Beinen gehören Missempfindungen:
- Brennen
- Ziehen
- Kribbeln
- Schmerzen
- Krämpfe
- Bewegungsdrang
- Unwillkürliche Beinbewegung
Um dem Bewegungsdrang nachzugeben, stehen die Betroffenen mehrmals in der Nacht auf. Wird der Schlaf immer wieder unterbrochen, kann das langfristig zu chronischen Schlafstörungen führen.
Als Folge sinkt die Leistungsfähigkeit und es kommt zur Erschöpfung im Alltag, wodurch auch das Risiko für andere Erkrankungen, wie Bluthochdruck oder Adipositas, steigt. Grund dafür: Schlafmangel beeinträchtigt viele Stoffwechselvorgänge und schwächt das Immunsystem.
Bei einigen RLS-Patienten treten die Symptome auch tagsüber in Ruhe auf, beispielsweise während sie sitzen oder auf dem Sofa liegen. Zu Beginn der Erkrankung können die Krankheitszeichen noch gering ausgeprägt sein, dadurch bleibt das Restless Legs Syndrom oft lange Zeit unerkannt.
Diagnose von Restless Legs Syndrom
Treten typische Symptome des Restless Legs Syndrom auf, führt der erste Gang in die Hausarztpraxis. Dort untersucht der Arzt körperliche und neurologische Funktionen, um andere mögliche Erkrankungen auszuschließen. Auch ein Anamnesegespräch ist an dieser Stelle sinnvoll.
Ist in Ihrer Familie bereits jemand betroffen, steigt die Wahrscheinlichkeit, selbst zu erkranken. Bei Bedarf überweist Sie Ihr Hausarzt für weitere Untersuchungen an andere Spezialisten, wie beispielsweise einen Neurologen (Facharzt für Erkrankungen des Nervensystems).
Zusätzliche Untersuchungsmethoden:2
- Blutuntersuchungen (Eisenwerte bestimmen)
- Elektroneurographie (Messung der Nervenleitung und deren Geschwindigkeit)
- Elektromyographie (Messung der Muskelaktivität)
- Schlaflabor (Schlafuntersuchung, um die Ursachen der Schlafstörung zu klären)
- L-Dopa-Test (Feststellen eines Dopaminmangels durch L-Dopa Gabe)
Was genau ist der L-Dopa-Test?
Das Medikament L-Dopa ist eine weitere Möglichkeit, das RLS festzustellen. Dem Patienten wird hierbei eine Testdosis L-Dopa (Levodopa) verabreicht. Levodopa ist eine Vorstufe von Dopamin, die nach der Einnahme im Körper zu Dopamin umgewandelt wird. Wenn ein Dopaminmangel die Ursache für eine Stoffwechselstörung im Gehirn ist und sich nach der Einnahme von L-Dopa die Beschwerden verbessern, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es sich um ein Restless Legs Syndrom handelt.
Wichtig — tritt keine Besserung durch die Dopamineinnahme ein, lässt sich das RLS dennoch nicht ausschließen!
Kriterien für die Diagnosestellung
Um die Diagnose sicher stellen zu können, müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein. Vorgegeben werden sie durch medizinische Leitlinien, welche Empfehlungen geben, wie eine Krankheit festgestellt oder mit welcher Therapie sie behandelt werden soll.
Kriterien, mit denen ein Mediziner ein RLS feststellen kann:2
- Die Symptome zeigen oder verstärken sich in Ruhesituationen.
- Missempfindung in Kombination mit starkem Bewegungsdrang in den Gliedmaßen (vor allem in den Beinen).
- Bewegung führt teilweise oder sogar vollständig zu einer Besserung der Problematik.
- Die Beschwerden verschlimmern sich abends oder nachts oder treten ausschließlich zu diesem Zeitpunkt auf.
- Das Auftreten der Symptome ist nicht die Ursache anderer Erkrankungen (Erkrankung der Muskulatur, venöse Stauung in den Beinen, Beinödeme, Gelenkentzündungen oder Beinkrämpfe) oder eines bestimmten Verhaltens (Einnahme unbequemer Positionen oder nervöses Wippen mit den Füßen).
Mögliche Zusatzkriterien
Diese Faktoren treten zwar häufig in Kombination mit dem RLS auf, müssen jedoch für die Diagnose nicht sichergestellt sein:
- Schlafstörungen
- wiederkehrende Beinbewegungen
- Familienmitglied betroffen
Exkurs: Periodische Beinbewegungsstörung (PLMD)
Ähnlich wie bei dem Restless Legs Syndrom, kommt es bei der Periodic Limb Movement Disorder (PLMD) zu wiederholten Beinbewegungen im Schlaf. Die PMLD stellt jedoch eine eigene schlafbezogene Bewegungsstörung dar. Die Therapie gleicht der des RLS.5
Wie sieht die Behandlung des RLS aus?
Handelt es sich um ein primäres Restless Legs Syndrom, gibt es noch keine Therapien, die bei der Ursache ansetzen. Alle Behandlungen sind rein symptomatische Maßnahmen. Das bedeutet: Sie schaffen Linderung für den Patient und verbessern dessen Lebensqualität. Bei leichten Symptomen reicht oft eine Veränderung des Lebensstils oder Hausmittel aus, um eine Besserung zu erlangen.
Tritt das Restless Legs Syndrom als Folge (sekundäres RLS) einer anderen Erkrankung oder Medikamenten-Einnahme auf, lässt es sich in manchen Fällen sogar vollständig heilen. Etwa durch Absetzen beziehungsweise einem Wechsel der Medikamente oder einer Ernährungsumstellung (zum Beispiel vermehrte Eisenaufnahme).
Nicht medikamentöse Behandlung
Zunächst versucht man das Restless Legs Syndrom immer ohne Medikamente in den Griff zu bekommen. Erst wenn der Leidensdruck zu stark wird, sollte über eine medikamentöse Therapie nachgedacht werden.
Zu den symptomatischen Behandlungsmöglichkeiten gehören:
- Massagen (fördern die Durchblutung und Entspannung der Gliedmaßen)
- Bewegungs- und Entspannungstherapien
- Diätassistenz (abwechslungsreicher Ernährungsplan, um beispielsweise den Eisenbedarf ausreichend zu decken)
- Medizinisches Cannabis (eher die Ausnahme, nur wenn andere Behandlungen bisher nicht anschlagen)
RLS-Patienten können Einiges tun, um ihre Beschwerden zu lindern:
- warme/kalte Wechselduschen
- Beine mit einer Bürste abreiben
- körperlich moderates Training vor dem Schlafengehen
- bei nächtlichem Bewegungsdrang ein Fitnessgerät nutzen
- Koffein- und Alkoholabstinenz unmittelbar vor dem Schlafen gehen
- Absetzen von Medikamenten, die für RLS verantwortlich sein könnten (immer nur mit ärztlicher Absprache!)
- gedankliche Ablenkung durch ein Hobby (z.B. Handarbeiten, Lesen)
- Schlafhygiene einhalten (feste Schlafenszeiten und gute Schlafbedingungen schaffen)
Medikamente bei Restless Legs Syndrom
Erst wenn vorherige Maßnahmen nicht anschlagen und der Leidensdruck der RLS-Patienten zu groß wird, stellen Ärzte die Behandlung auf Medikamente um. Beispielsweise, wenn der Alltag durch die Schlafstörungen nicht mehr zu bewältigen ist.
Abhängig von der Schwere und dem zeitlichen Auftreten der Symptome, wird zwischen zwei verschiedenen Therapien unterschieden:
- dopaminerge Therapie (Dopaminagonisten)
- Therapie mit Opiaten (Opioide)
Dopaminagonisten, wie zum Beispiel Pramipexol und Rotigotin, sind bei der Therapie immer die erste Wahl. Opioide, die die Schmerzweiterleitung verhindern, gehören zur zweiten Wahl. Bei schweren Fällen ist auch eine Kombination möglich.2
Die Gabe von L-Dopa-Präparaten ist wegen dem hohen Augmentation-Risiko nicht mehr zeitgemäß. Unter Augmentation versteht man eine Zunahme und Ausweitung der Symptome während der Behandlung.3
Als weitere Möglichkeit können sogenannte Antikonvulsiva (Medikamente zur Behandlung von Epilepsie oder Nervenschmerzen) zum Einsatz kommen. Da diese jedoch für die RLS-Therapie nicht offiziell zugelassen sind, obliegt die Entscheidung dem behandelnden Arzt. Welche Therapie für den Patient geeignet ist, wird individuell entschieden.