Wie entwickelt sich Angst vor der Arbeit?


Im Idealfall macht die Arbeit Spaß – wenn man den richtigen Beruf für sich entdeckt hat und mit netten Kollegen zusammenarbeitet. Doch auch ein angenehmer Job kann einmal stressig und anstrengend werden, wenn die Menge und Komplexität der Aufgaben zur Herausforderung wird. Bis zu einem gewissen Grad lässt sich das in der Freizeit wieder ausgleichen; Phasen der Erholung und andere Aktivitäten machen den Kopf frei.

Ist die Belastung irgendwann allerdings zu groß, kann das weitreichende Auswirkungen haben. Denn am Arbeitsplatz verbringen wir viel Zeit. Sind wir dort großem Stress, zunehmender Hektik und quälendem Termindruck ausgesetzt, hat das auch Folgen für unser Privatleben. Müdigkeit und Unruhe begleiten uns bis nach Hause – und verhindern so die Entspannung, die dringend nötig ist, um den Stress am Arbeitsplatz zu bewältigen.

Unwillen oder sogar Angst vor der Arbeit kann sich dabei schleichend über einen längeren Zeitraum hinweg entwickeln. Zu den Faktoren, die darauf Einfluss nehmen, gehören zum Beispiel:

  • Termindruck
  • Hektik
  • ständige Erreichbarkeit
  • unzählige Überstunden
  • häufige Ablenkungen
  • Konflikte mit dem Chef und/oder den Kollegen
  • Kränkungen, zum Beispiel auch durch Kunden
  • zu viel Verantwortung
  • zu große Arbeitsmenge
  • hoher Leistungsdruck
  • große Lärmbelastung am Arbeitsplatz
  • unklare Zielvorgaben
  • zu viel Multitasking
  • Angst vor Verlust des Jobs
  • ein stressiger Arbeitsweg
  • Unterdrückung der eigenen Gefühle
  • Unvereinbarkeit von Arbeit und Familie

Diese Gegebenheiten tragen maßgeblich dazu bei, dass sich Betroffene im Job überfordert fühlen: Die Anforderungen sind so groß, dass nicht mehr garantiert ist, dass alle Tätigkeiten und Aufgaben erfolgreich abgearbeitet werden können. Auf Dauer erzeugt der Stress am Arbeitsplatz großen Druck – wollen die meisten Betroffenen ihre Arbeit doch gut machen, weil sie vom eigenen Ehrgeiz dazu angetrieben werden. Gelingt dies nicht mehr einwandfrei, ist das nicht nur eine Quelle der Unzufriedenheit für sie selbst, sondern auch der potentiellen Sorge um die Zukunft. Die Furcht vor dem Verlust des Jobs rückt zusätzlich in den Fokus. Schritt für Schritt kann sich daraus sogar eine Angst vor der Arbeit entwickeln.

Angst vor der Arbeit: Symptome und Risiken


Ist die Arbeit nicht mehr einfach nur Arbeit, sondern ein Stressfaktor und verbunden mit Gefühlen der Angst und Überforderung, kann sich das letztlich auch auf die Gesundheit der Betroffenen auswirken. Die meisten von ihnen entwickeln durch die Angst vor der Arbeit auch körperliche Beschwerden, zum Beispiel:

  • Spannungskopfschmerzen und/oder Migräne
  • Rückenschmerzen
  • Tinnitus
  • innere Unruhe
  • Schlafstörungen
  • Schweißausbrüche
  • Erschöpfung und Abgeschlagenheit
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • höhere Infektanfälligkeit
  • Verdauungsbeschwerden bis hin zu Magen- und Darmgeschwüren
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • psychische Erkrankungen wie depressive Verstimmungen und Depressionen

Selbst wenn es nach einer Stress-Phase am Arbeitsplatz zu einer Phase der Erholung käme, würde es seine Zeit dauern, bis diese Symptome wieder verschwinden. Der Körper braucht Zeit, sich an die neuen Gegebenheiten zu gewöhnen und die Folgen der Überbelastung wieder auszugleichen. Erst nach einer Weile findet er sein Gleichgewicht wieder.

In den meisten Fällen ist das allerdings nicht ganz so einfach: Die Belastung und der daraus resultierende Stress am Arbeitsplatz nehmen in der Regel nicht von selbst ab; aus Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes oder des Ansehens der Kollegen und Vorgesetzten sind viele Betroffene zurückhaltend, wenn es darum geht, das eigene Leistungspensum zu verringern. Stattdessen bemühen sie sich, die Anforderungen weiterhin so gut wie möglich zu erfüllen.

Genau diese Haltung kann fatal werden: Wer regelmäßig die eigene Belastungsgrenze überschreitet und die Warnsignale seines Körpers missachtet, steuert auf ein Burnout zu. Dieser Zustand der Erschöpfung und der innerlichen Ausgebranntheit ist oftmals mit einer Depression verbunden – und bedarf in den meisten Fällen einer psychotherapeutischen Behandlung.

Fachärztin klärt über Burnout auf

Was, wenn der Stress am Arbeitsplatz überhandnimmt? Welche Anzeichen ein Burnout mit sich bringt und wie Sie dem entgegenwirken können, erfahren Sie im Interview mit Prof. Dr. med. Christiane Waller.

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Burnout – mehr als „nur“ Stress
Interview mit einer Fachärztin für Psychosomatische Medizin

Der Angst vor der Arbeit vorbeugen – Stress am Arbeitsplatz reduzieren


Damit es bei Ihnen gar nicht erst zu Angst vor der Arbeit kommt – oder um bereits bestehende Beschwerden zu lindern – muss die Stressbewältigung am Arbeitsplatz oberste Priorität haben. Das allein zu bewältigen, ist oft nur sehr schwer oder kaum möglich. Deshalb könnten Sie darüber nachdenken, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen oder sich an eine Vertrauensperson zu wenden und Ihre Problematik zu schildern. Gemeinsam können Sie an einer Strategie arbeiten, den Stress am Arbeitsplatz allmählich zu lindern. Auch bei Problemen oder Konflikten mit Kollegen ist diese Herangehensweise sinnvoll – eine außenstehende Person kann die Situation oftmals viel besser beurteilen als jemand, der direkt beteiligt ist.

Um den Stress am Arbeitsplatz selbst zu verringern, können Sie unter anderem:

  • Aufgaben an andere abgeben
  • den eigenen Ehrgeiz etwas zurückschrauben
  • regelmäßige Pausen einhalten
  • ein System zum Zeitmanagement entwickeln, das auf Ihre Ansprüche angepasst ist
  • eine zu große Belastung beim Chef ansprechen
  • Unterbrechungen bei der Arbeit unterbinden
  • Zuhause keine Arbeits-Mails oder Nachrichten lesen und beantworten

Mit der Zeit und der richtigen Unterstützungen gelingt es Ihnen ganz bestimmt, die Angst vor der Arbeit abzuschütteln, den Stress am Arbeitsplatz zu reduzieren und wieder Spaß an Ihrer beruflichen Tätigkeit zu finden.

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Jenni Graf Könnte Jenni Graf Blut sehen, wäre sie Ärztin geworden – da das aber leider nicht der Fall ist, hat sie sich für den deutlich unblutigeren Beruf der Medizinredakteurin entschieden. Nach ihrem Medizinjournalismus-Studium war sie von 2016 bis 2020 Teil von kanyo®. Jenni Graf Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren