Baldrian und seine Wirkung


Wer in früheren Jahrhunderten dem Aberglauben zugetan war, hoffte Schutz vor dem Teufel, bösen Geistern oder Hexenzauber zu finden, indem er Baldrian bei sich trug. Doch das zur Familie der Baldriangewächse gehörende Heilkraut besitzt auch irdische Kräfte, was man bereits in der Antike erkannte und dementsprechend medizinisch einsetzte.

Mit seiner beruhigenden und das Nervensystem ausgleichenden Wirkung kann Baldrian unter anderem bei Unruhezuständen und nervös bedingten Magen-Darm-Schmerzen helfen. Darüber hinaus wird Baldrian auch eine schlaffördernde Wirkung zugeschrieben, wobei diese je nach Untersuchung variiert und wenn, erst nach zwei bis vier Wochen regelmäßiger Einnahme festzustellen ist2.

Haben Sie gewusst, …

… dass Baldrian mehrere Wirkstoffe enthält wie Valepotriate (Gruppe von Pflanzeninhaltsstoffen) und ätherisches Öl? Genau diese Gesamtheit aller Inhaltsstoffe ist es, die Baldrian zu einem Heilkraut mit guter, beruhigender Wirkung macht.

Baldrian für Kinder: Ja oder nein?


Präparate mit Baldrian enthalten sehr häufig Alkohol. Eltern sollten daher immer den behandelnden Kinderarzt zu Rate ziehen, sobald sie überlegen, bei ihren Kindern Baldrian einzusetzen. Je nach Quelle wird geraten, bis zu einem bestimmten Alter gänzlich darauf zu verzichten. Während in einigen bis zu einem Alter von drei Jahren davon abgeraten wird2, setzen andere die Altersgrenze bei 12 Jahren an3. Der Grund: fehlende Untersuchungen in dieser Altersgruppe.

Weitere Gründe, warum nicht ausschließlich und im Alleingang auf Baldrian gesetzt werden sollte, wenn Kinder Probleme mit dem Schlafen haben:

  • Arzneimittel – auch pflanzlicher Art – sind nicht die allumfassende Lösung. Vielmehr gilt es zu ergründen, woher die Schlafprobleme rühren, also deren Ursache zu finden. Schließlich sind nächtliches Erwachen oder langes Wachliegen vor dem Einschlafen Symptome und nicht die Erkrankung selbst.
  • Möglicherweise gibt es eine körperliche Ursache für die Schlafprobleme des Kindes. Dies bedarf in jedem Fall einer ärztlichen Abklärung.

Als Beispiel sei hier eine Schlafapnoe aufgeführt. Dabei handelt es sich um Atemstillstände während des Schlafs, beispielsweise aufgrund vergrößerter Rachenmandeln oder Polypen (Schleimhautwucherungen).

Baldrian – verschiedene Darreichungsformen


Gibt der Arzt grünes Licht bezüglich der Einnahme von Baldrian, finden bei Kindern hauptsächlich Baldrianpräparate oder Teemischungen Anwendung, denn: Kinder empfinden den recht bitteren Geschmack des Baldrians häufig als unangenehm, wodurch Frischpflanzenpresssaft häufig keine Jubelschreie bei den Kleinen entfacht.

Baldriantee

Baldrian für Kinder in Form reinen Tees wird meist auch nicht mit Begeisterung getrunken, obgleich dieser ebenfalls die Symptome von nervös bedingten Schlafstörungen lindern kann.

Zubereitung eines Baldriantees:

Übergießen Sie einen halben Teelöffel Baldrianwurzel, die im Reformhaus erhältlich ist, mit einem halben Liter heißem Wasser4. Nach zehn Minuten Ziehzeit abseihen und dreimal täglich, davon einmal vor dem Zubettgehen, eine halbe bis eine ganze Tasse trinken4.

Ein bisschen Fantasie

Noch ein Tipp beziehungsweise kleines Ablenkungsmanöver: Erzählen Sie Ihrem Kind, dass der Tee mit Baldrian nicht einfach nur Tee, sondern ein Rittertrunk ist. Hilft alles nichts, gibt es beruhigend wirkende Teemischungen, beispielsweise aus Baldrianwurzel, Melissenblättern und Passionsblumenkraut.

Tinktur mit Baldrian für Kinder

Die Wirkstoffe des Baldrians können auch in Form einer Tinktur genutzt werden, einem Extrakt aus tierischen oder pflanzlichen Stoffen. Aber Achtung: Auch diese enthält meist Alkohol, weshalb ebenfalls gilt: keine Einnahme in Eigenregie, sondern immer erst nach Absprache mit dem Kinderarzt. Möglich ist beispielsweise eine Mischung aus Baldrian-, Hopfenzapfen-, Melissen- und Johanniskrauttinktur. Als Dosierung empfiehlt sich pro Lebensjahr ein Tropfen – verdünnt in Wasser – vor dem Zubettgehen5.

Ab ins Bett: So lassen Sie den Tag des Kindes ruhig ausklingen


Erholsamer Schlaf ist für Kinder wichtig. Diese Zeit nutzt der Körper, um sich zu regenerieren und die Kinder verarbeiten so Reize sowie Informationen des Tages. Neben der Hilfe aus der Natur in Form von Baldrian, können Sie Kindern mit folgenden Tipps dabei helfen, sich auf die Nacht einzustellen:

  • Allabendliches Einschlafritual. Lesen Sie eine Geschichte vor oder wünschen Sie gemeinsam allen Kuscheltieren eine gute Nacht.
  • Kinderzimmer gut durchlüften. Die optimale Raumtemperatur liegt bei 18 Grad Celsius6.
  • Kleine Lichtquelle. Hat das Kind Angst, alleine im Dunkeln zu schlafen, können Sie die Tür einen Spalt offen lassen oder ein Nachtlicht einsetzen.
  • "Schlafstörer" fernhalten. Vermeiden Sie Lärm, grelles Licht, koffeinhaltige Getränke, Fernsehen und Smartphone.
  • Zubettgehen nicht als Strafe einsetzen. Es ist wichtig, dem Kind zu vermitteln, dass Schlafen nichts Unangenehmes, sondern Wichtiges und Schönes ist.
  • Zur Ruhe kommen. Wilde Cowboy- und Indianer-Spiele, Verfolgungsjagden und ausgefeilte akrobatische Turnübungen in der Wohnung sollten circa eine Stunde vor dem Zubettgehen auf den nächsten Morgen vertagt werden7. Sonst sind die Kleinen zu aufgedreht und finden nur schwer in den Schlaf.
  • Fester Tagesablauf. Regelmäßige Aufsteh- und Schlafenszeiten unterstützen den kindlichen Schlaf-Wach-Rhythmus.

Hilft alles nichts, ist es ratsam, sich Hilfe zu suchen. Es ist keinem damit geholfen, wenn Kinder und auch Eltern Nächte durchmachen. Schlafmangel zehrt an den Nerven und kann den Familienalltag belasten. Erster Ansprechpartner ist immer der Kinderarzt.

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Julia Lindert Die Ressortjournalistin Julia Lindert spezialisierte sich während ihres Studiums auf die Themenfelder Medizin und Biowissenschaften. Medizinische Sachverhalte in verständlicher Sprache zu formulieren, ist das, was sie an ihrer Arbeit besonders mag. Ihr Credo in Bezug auf Krankheitsbilder und Therapiemöglichkeiten: Nichts beschönigen, aber auch keine unnötigen Ängste schüren. Julia Lindert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
Quellen anzeigen
  • 1Bühring, Ursel/Ell-Beiser, Helga/Girsch, Michaela: Heilpflanzen in der Kinderheilkunde : das Praxis-Lehrbuch. Stuttgart : Haug. 22012, S. 187.
  • 2Stiftung Warentest: Medikamente im Test. Berlin : Stiftung Warentest, 2017. S. 573.
  • 3Kraft, Karin (Hrsg.): Lehrbuch Naturheilverfahren. Stuttgart : Hippokrates Verlag. 2010. S. [151].
  • 4Renz-Polster, Herbert/Menche, Nicole/Schäffler, Arne: Gesundheit für Kinder. München : Kösel-Verlag, 82015, S. 97.
  • 5Bühring, Ursel/Ell-Beiser, Helga/Girsch, Michaela: Heilpflanzen in der Kinderheilkunde : das Praxis-Lehrbuch. Stuttgart : Haug. 22012, S. 194.
  • 6Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM): Schlafstörungen bei Säuglingen, Kleinkindern, Kindern und Jugendlichen : Patientenratgeber. URL: https://www.dgsm.de/downloads/patienteninformationen/ratgeber/ - Stand (15.10.2018)
  • 7Weigert, Vivian/Paky, Franz: Babys erstes Jahr : Entwicklung, Ernährung, Pflege, Schlaf. München : Gräfe und Unzer. 2015. S. 140.