Burnout: Eine Erklärung
Ganz allgemein kann man sich dem Burnout-Syndrom (gelegentlich auch als akutes Erschöpfungssyndrom bezeichnet) inhaltlich nähern, indem man einen Blick auf die Wortherkunft richtet. Burnout entstammt dem Englischen und bedeutet so viel wie ausgebrannt, also völlig erschöpft, zu sein. Daraus lässt sich ableiten, dass ein Burnout-Syndrom gleichbedeutend ist mit einem Verlust an physischer und psychischer Leistungsfähigkeit. Betroffene erholen sich nicht mehr richtig von den Belastungen des Alltags und fühlen sich chronisch überfordert beziehungsweise gestresst.
Durch Stress ausgelöste Erkrankungen gehören heute, im 21. Jahrhundert, laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu den größten bestehenden Gefahren für die Gesundheit. Burnout betrifft dabei etwa 20 Prozent der Bevölkerung und gilt zudem als Risikofaktor für das Auftreten weiterer Volkskrankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Depression.1
Übrigens: Im aktuellen, weltweit anerkannten Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen (ICD-10) wird Burnout bisher nicht als eigenständiges Krankheitsbild aufgeführt.
Dennoch weist das Syndrom eindeutige Anzeichen auf, die sich meist klar von denen anderer psychischer Erkrankungen unterscheiden lassen – im medizinischen Alltag hat die offizielle Klassifikation daher in der Regel keine Auswirkungen auf die Diagnosestellung und Behandlung.2
Wie kann ich ein Burnout-Syndrom erkennen?
Folgende charakteristische Anzeichen — psychische wie auch körperliche — sprechen für das Vorhandensein von Burnout:
Psychische Symptome:
- anhaltende, tiefgehende Erschöpfung
- Gleichgültigkeit (bei vorhergehendem Engagement)
- Verlust des Selbstvertrauens; Versagensangst
- Gefühl der Hilflosigkeit
- Anspannung; innere Unruhe
Körperliche Symptome:
- Magen-Darm-Probleme
- anhaltende Müdigkeit
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Schlafstörungen
- Konzentrationsstörungen
Ein Burnout-Syndrom ist eine tiefsitzende, emotionale Erkrankung. Dennoch ist es wichtig, nicht überzureagieren. Wenn für ein paar Tage zum Beispiel Müdigkeit die Oberhand über Ihren Gesundheitszustand gewinnt, müssen Sie nicht gleich an Burnout denken. Gelegentlich sorgen auch Hormonschwankungen, Wetterwechsel oder eine beginnende Erkältung dafür, dass wir uns schläfrig und erschöpft fühlen. Dauert die Müdigkeit jedoch an, oder gesellen sich weitere Symptome wie Antriebslosigkeit und Schwermut hinzu, befinden Sie sich möglicherweise bereits in der Anfangsphase eines Burnout.
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Abgrenzung zu anderen Erkrankungen
Die für Burnout typischen Symptome stehen auch in Zusammenhang mit Depressionen. Allerdings wird davon ausgegangen, dass Burnout eine direkte Folge von beruflichem oder privatem Stress ist, während Depressionen meist unspezifisch, aufgrund einer erblichen Veranlagung oder eines Schicksalsschlags auftreten. Trotz allem kann sich ein Burnout-Syndrom (vor allem ohne Therapie) schnell zu einer Depression (Stressdepression) weiterentwickeln.
Auch das Chronic fatigue Syndrome (ebenfalls bezeichnet als Myalgische Enzephalomyelitis oder chronisches Erschöpfungssyndrom) weist ähnliche Symptome wie Burnout auf (zum Beispiel Kraftlosigkeit und Müdigkeit), ist jedoch nicht mit diesem gleichzusetzen. Die Ursachen des Chronic fatigue Syndrome sind noch nicht abschließend geklärt.
Mögliche Ursachen eines Burnout-Syndroms
Das Krankheitsbild Burnout ist in der Regel das Ergebnis eines Zusammentreffens verschiedener Faktoren. Zunächst einmal spielt die eigene Persönlichkeit eine große Rolle. Menschen mit folgenden Merkmalen gelten dabei als besonders gefährdet:
- perfektionistische Einstellung (keine Fehler machen wollen; sehr selbstkritisch sein)
- geringes Selbstwertgefühl (die Angst, eigenen und fremden Anforderungen nicht genügen zu können)
- ausgeprägtes Harmoniebedürfnis (der Anspruch, alle zufriedenzustellen, niemanden zu kränken)
- externale Kontrollüberzeugung (das Gefühl, selbst nichts bewirken zu können; ausgeliefert zu sein)3
Zwar genügen diese Charaktereigenschaften allein noch nicht für die Entstehung eines Burnouts, dennoch sollten betroffene Personen besonders großen Wert darauf legen, der Erkrankung vorzubeugen.
Bei vielen Patienten ist zudem das Vorhandensein des sogenannten Helfersyndroms charakteristisch. Ferner haben sie Schwierigkeiten "Nein" zu sagen, da sie befürchten, ihr Gegenüber ansonsten zu enttäuschen. Das Ziel lautet, zu gefallen und von seinen Mitmenschen geliebt oder mindestens akzeptiert zu werden.
Ebenso erkranken ehrgeizige Menschen – die von Natur aus mit viel Tatendrang ausgestattet sind – häufiger an Burnout. Auch hier spielt der Wunsch nach Anerkennung eine wesentliche Rolle. Diese Charaktere möchten unersetzbar sein und anderen ein sehr positives Bild von sich vermitteln. In der Folge setzen sich Betroffene durch die eigene hohe Erwartungshaltung so unter Druck, dass die damit verbundenen, hochgesteckten Ziele irgendwann fast zwangsläufig an der Realität scheitern müssen. Um Hilfe bitten solche Persönlichkeiten, selbst wenn sie wirklich überfordert sind, ebenfalls sehr ungern. Die Folge in beiden Fällen: Die körperliche Leistungsfähigkeit nimmt ab, nicht selten verbunden mit einer emotionalen Erschöpfung und Antriebslosigkeit.
Doch auch viele äußere Faktoren sind beteiligt an der Ausbildung eines Burnouts. Hierzu zählen beispielsweise:
- Überlastung in der Arbeit oder im Privatleben
- permanenter Zeitdruck
- unrealistische Zielsetzung
- fehlende Wertschätzung/Anerkennung für Geleistetes
- kein sozialer Rückhalt
Je auswegloser die Situation dem Betroffenen erscheint, desto größer wird seine Überforderung. Zu den vorhandenen äußeren Faktoren gesellen sich dann Ängste (beispielsweise die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes) und ein starkes Gefühl, den bestehenden Ansprüchen nicht gerecht zu werden.
Existiert zudem kein sozialer Rückhalt in Form von Lebenspartner, Freunden oder Familie, ist die Gefahr der psychischen Überlastung besonders hoch. Probleme und Schwierigkeiten sind dann allein zu bewältigen und können nicht kommuniziert werden.
Interessant:
Wissenschaftler gehen davon aus, dass bei einigen Menschen eine genetische Veranlagung und damit eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Burnout vorliegt.1
Burnout: Behandlung und Hilfe
Eine Weisheit gilt fast immer: Es ist nie zu spät, etwas zu verändern und gegenzusteuern.
Wenn Sie nur wenige der typischen Symptome bei sich entdecken, können Sie noch selbst Wesentliches zu Ihrem Genesen beitragen. Zunächst sollten Sie akzeptieren, dass Ihr Körper Ihnen Warnzeichen sendet und darauf reagieren. Schlafen Sie zum Beispiel schlecht, bringen Baldrian-Präparate möglicherweise Linderung — sie fördern das Ein- und Durchschlafen und sorgen so dafür, dass Körper und Seele sich regenerieren.
Nehmen Sie sich außerdem konsequent Zeit für Dinge, die Ihnen emotional guttun und damit für einen Ausgleich zu den täglichen Belastungen sorgen. Dazu gehört zum Beispiel:
- Sport treiben
- Zeit mit Freunden verbringen
- Hobbys nachgehen
Sollten Sie jedoch das Gefühl haben, dass solche Maßnahmen allein keine Linderung bringen, ist es wichtig, dass Sie sich Unterstützung suchen. Das können zunächst Lebenspartner, Familienangehörige oder Freunde sein, aber auch Beratungsstellen sowie Coaches, Psychologen und Psychiater.
Übrigens: Der Hausarzt ist ebenfalls ein guter erster Ansprechpartner. Er hilft Ihnen dabei, herauszufinden, ob tatsächlich ein Burnout oder vielleicht doch eine andere Erkrankung vorliegt. Ist die Diagnose erst einmal gestellt, kann der Allgemeinmediziner Sie zu einem Experten weiterüberweisen oder Ihnen geeignete Anlaufstellen nennen.